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Big Brother Award

Big Brot­her Awards 2020

Vie­le haben schon von ihnen gehört, aber kei­ne kon­kre­te Vor­stel­lung. Die Big Brot­her Awards sind eine inter­na­tio­na­le Aus­zeich­nung, die in Deutsch­land gestar­tet und bereits in 19 Län­dern ver­lie­hen wur­de.  Sie wird vom  Digi­tal­cou­ra­ge e.V., einem Ver­ein u.a. für Daten­schutz und Infor­ma­ti­ons­frei­heit seit dem Jahr 2000 jähr­lich aus­ge­rich­tet. Als Nega­tiv­preis zeich­net Ein­rich­tun­gen und Per­so­nen aus, die Pri­vat­sphä­re und Daten­schutz in her­aus­ra­gen­der Wei­se igno­rie­ren und kompromittieren. 

Tra­di­tio­nell fin­den die Big Brot­her Awards im Stadt­thea­ter Bie­le­feld statt. Die für die­sen Monat — am 30.04.2020 — geplan­te Preis­ver­lei­hung wird aus aktu­el­lem Anlass ver­scho­ben und der Ersatz­ter­min neu bekannt gegeben. 

Umset­zung der Big Brot­her Awards 

Wer­den etwa Daten ent­ge­gen der ursprüng­li­chen Moti­va­ti­on ihrer Erhe­bung ver­wen­det und gar gehan­delt, so liegt regel­mä­ßig das Feh­len einer Zweck­bin­dung und einer Rechts­grund­la­ge vor, zwei der ele­men­ta­ren For­de­run­gen des gel­ten­den euro­päi­schen Daten­schutz­rechts

Ein Ziel der Aus­zeich­nung ist das Publik­ma­chen von rechts­wid­ri­gen Ambi­tio­nen und Hand­lun­gen, wel­che die Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit im wei­te­ren Sin­ne und demo­kra­ti­sche Kri­te­ri­en fahr­läs­sig oder vor­sätz­lich belas­ten. Damit möch­ten die Preis­ver­lei­her die Ver­ur­sa­cher unter Druck set­zen und damit zur Trans­pa­renz ver­an­las­sen. Die vor­aus­sicht­lich von den Preis­trä­gern uner­wünsch­ten Schlag­zei­len sind dabei offi­zi­ell erwünsch­tes Resul­tat der Ver­lei­hung der Big Brot­her Awards. 

Die Jury hier­zu­lan­de setzt sich aus Ver­tre­tern der Digi­tal­cou­ra­ge e.V., der Deut­schen Ver­ei­ni­gung für Daten­schutz  (DVD), des Forums Infor­ma­ti­ke­rIn­nen für Frie­den und gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung  (FIfF), des För­der­ver­eins Infor­ma­ti­ons­tech­nik und Gesell­schaft  (Fitug), des Cha­os Com­pu­ter Clubs  (CCC), der Huma­nis­ti­schen Uni­on  (HU) und der Inter­na­tio­na­len Liga für Men­schen­rech­te  (ILMR) zusam­men. Bei die­sen Orga­ni­sa­tio­nen han­delt es sich nicht — wie ger­ne kol­por­tiert — um (Cyber-) Kri­mi­nel­le, son­dern um Ein­rich­tun­gen, die sich für den Schutz und die Kul­ti­vie­rung die­ser gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nen Rech­te ver­pflich­ten. Sehen Sie selbst: 

Preis­trä­ger des vori­gen Jahres 

  • In der Kate­go­rie Tech­nik ging der Big Brot­her Award 2019 an das Euro­päi­sche Insti­tut für Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­nor­men (ETSI), Abtei­lung „Tech­ni­cal Com­mit­tee CYBER“. Dies betraf For­schun­gen zu einem neu­en geplan­ten Stan­dard „ETS“ (vor­mals “eTLS”) für eine Soll­bruch­stel­le in der Ver­schlüs­se­lung im Inter­net, der es staat­li­chen Behör­den erlaubt, Onlin­ever­bin­dun­gen zu ent­schlüs­seln. Wäh­rend vie­ler­orts Gerä­te­her­stel­ler die Soll­bruch­stel­le aus­bau­en, forscht man hier an der fina­len Besei­ti­gung von Daten­schutz und Grund­rech­ten aus der Digi­ta­li­sie­rung. Eine wohl­ver­dien­te Preis­ver­lei­hung für den größ­ten bevor­ste­hen­den Rück­schritt der BRD. 
  • In der Kate­go­rie Ver­brau­cher­schutz — „ZEIT“. Das Online-Modul der Zei­tung hat für das so hei­mat­lich und auf­recht klin­gen­de Pro­jekt „Deutsch­land spricht“ Goog­le-Diens­te ein­ge­setzt, über die poli­ti­sche Ansich­ten der „spre­chen­den Deut­schen“ an Ser­ver in den USA über­mit­telt wur­den. Das Nach­fol­ge­pro­jekt von „Deutsch­land spricht“ ließ sich die Zeit anschlie­ßend gleich von Goog­le direkt finan­zie­ren. Eine ech­te Arbeit „am Bür­ger“. Dass „Zeit Online“ zudem Wer­be­tra­cker und Face­book-Pixel ein­setz­te, trug eben­falls zur Preis­ver­lei­hung bei. 
  • Ein beson­de­res Schman­kerl der bereits impli­zit poten­zi­ell rechts­wid­ri­gen Über­wa­chung ist Palan­tir. Der zuge­hö­ri­ge Preis­trä­ger des Big Brot­her Awards in der Kate­go­rie Behör­den & Ver­wal­tung — der hes­si­sche Innen­mi­nis­ter Peter Beuth. Unter sei­ner Feder­füh­rung kam man mit dem auch bei der CIA geschätz­ten US-Unter­neh­men Palan­tir ins Geschäft. Ein­ge­setzt wird seit­her deren Ana­ly­se­soft­ware mit zuge­hö­ri­gem Zugriff des Unter­neh­mens auf umfang­rei­che Daten­be­stän­de der hes­si­schen Poli­zei von den USA aus. Hof­fent­lich hat man auch an den AV-Ver­trag gedacht 🙂 Die Soft­ware erlaubt es, Mas­sen­da­ten aus exter­nen sowie Poli­zei­quel­len auto­ma­ti­siert zu ana­ly­sie­ren und nach eigens defi­nier­ba­ren Kri­te­ri­en aus­zu­wer­ten. Die DSGVO spricht bei sol­chen Ver­ar­bei­tun­gen u.a. direkt vom Pro­fil­ing und knüpft mit Art. 22 hier­an stren­ge Kri­te­ri­en. Die­ses natur­ge­mäß nur in den Hän­den pro­fes­sio­nel­ler Infor­ma­ti­ker kon­trol­lier­ba­re Instru­ment dürf­te in der all­täg­li­chen Anwen­dung durch mehr oder weni­ger geschul­te Sach­be­ar­bei­ter Aus­wir­kun­gen auf die fak­ti­sche Exis­tenz von Grund­rech­ten, Daten­schutz und Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit gene­rell haben. 
  • In Sachen Bio­tech­nik ging der Big Brot­her Award 2019 an die weit ver­brei­tet bekann­te Fir­ma Ancestry​.com. Per­so­nen, die Fami­li­en­for­schung betrei­ben woll­ten, wur­den auf­ge­for­dert, ihre Spei­chel­pro­ben ein­zu­sen­den. Die dar­aus gewon­ne­nen Gen-Daten wur­den anschlie­ßend von Ancestry an die kom­mer­zi­el­le Phar­ma­for­schung ver­kauft, u.a. Grund­la­ge ver­deck­ter Vater­schafts­test und für poli­zei­li­che gene­ti­sche Rasterungen. 
  • Der Big Brot­her Award 2019 in der Kate­go­rie Kom­mu­ni­ka­ti­on ging an die Fir­ma Pre­ci­re mit ihrer Sprach­ana­ly­se-Soft­ware, die Aus­wahl von Bewer­bern und die Ana­ly­se der Emo­tio­nen von Anru­fern ermöglicht. 

Wei­te­re Stel­lung­nah­men, Inhal­te und die voll­stän­di­ge Sen­dung Preis­ver­lei­hung 2019 fin­den Sie auf der Web­site der Big Brot­her Awards. 

Big Brot­her Awards 2012 ver­lie­hen — hier die Gewinner

Big Brot­her Awards?

“Die Big­Brot­he­rA­wards Deutsch­land wur­den ins Leben geru­fen, um die öffent­li­che Dis­kus­si­on um Pri­vat­sphä­re und Daten­schutz zu för­dern – sie sol­len miss­bräuch­li­chen Umgang mit Tech­nik und Infor­ma­tio­nen zeigen.
Seit dem Jahr 2000 wer­den in Deutsch­land die Big­Brot­he­rA­wards an Fir­men, Orga­ni­sa­tio­nen und Per­so­nen ver­lie­hen, die in beson­de­rer Wei­se und nach­hal­tig die Pri­vat­sphä­re von Men­schen beein­träch­ti­gen oder per­sön­li­che Daten Drit­ten zugäng­lich machen. Die Big­Brot­he­rA­wards sind ein inter­na­tio­na­les Pro­jekt: in bis­her 19 Län­dern wur­den frag­wür­di­ge Prak­ti­ken mit die­sen Prei­sen ausgezeichnet.”

https://​www​.big​brot​he​ra​wards​.de/

And the win­ners 2012 are …

“Sie­ger” gab es die­ses Jahr zuhauf. So wur­de in der Kate­go­rie Behör­den + Ver­wal­tung der säch­si­sche Staats­mi­nis­ter des Inne­ren, Herrn Mar­kus Ulb­ig, für Funk­zel­len­ab­fra­gen im Raum Dres­den im Rah­men einer Anti-Nazi-Demons­tra­ti­on im Früh­jahr 2011 aus­ge­zeich­net. Ob sich Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Dr. Hans-Peter Fried­rich (CSU) über sei­nen Award in der Kate­go­rie Poli­tik für die Ein­rich­tung eines Cyber-Abwehr­zen­trums ohne Legi­ti­ma­ti­on durch den Bun­des­tag wirk­lich freut, bleibt abzuwarten.

Weni­ger per­so­nen­be­zo­gen wur­de die Cloud als Trend aus­ge­zeich­net, Nut­zern die Kon­troll­rech­te über ihre dar­in abge­leg­ten Daten zu ent­zie­hen. Das 2008 vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt pos­tu­lier­te Grund­recht auf Gewähr­leis­tung der Ver­trau­lich­keit und Inte­gri­tät infor­ma­ti­ons­tech­ni­scher Sys­te­me wird in den meis­ten aktu­el­len Umset­zun­gen von Cloud Com­pu­ting ekla­tant verletzt.

In der Kate­go­rie Arbeits­welt hat sich ein nicht unbe­kann­tes Unter­neh­men um den Daten­schutz beson­ders her­vor­ge­tan: die­ser Award geht an die Fir­ma Bofrost für die rechts­wid­ri­ge Aus­for­schung von Daten auf einem Betriebsratscomputer.

Alle “Aus­ge­zeich­ne­ten” kön­nen Sie hier im Detail nachlesen.

Nomi­nie­run­gen für 20120 kön­nen bereits ein­ge­reicht werden.

 

Foto: Thors­ten Möl­ler https://​www​.big​brot​he​ra​wards​.de/​g​r​a​p​h​ics

 

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