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Datenpanne

Pati­en­ten­da­ten — neu­es Gesetz PDSG im Fokus des Bundesdatenschutzbeauftragten

In sei­ner Pres­se­mit­tei­lung vom 19.08.2020 zum erfor­der­li­chen Schutz­ni­veau von Pati­en­ten­da­ten im Rah­men der aktu­el­len Gesetz­ge­bung infor­miert der Bun­des­be­auf­trag­te für den Daten­schutz und die Infor­ma­ti­ons­frei­heit (BfDI) Prof. Ulrich Kel­ber über die euro­pa­rechts­wid­ri­ge Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Gesund­heits­da­ten als Fol­ge des zu erwar­ten­den Pati­en­ten­da­ten-Schutz-Geset­zes PDSG. Die­ses ist vom Bun­des­tag bereits beschlos­sen und befin­det sich momen­tan in Prü­fung beim Bundesrat. 

Pati­en­ten­da­ten als hoch­sen­si­bles Schutz­gut 

Bereits wäh­rend des Gesetz­ge­bungs­ver­fah­rens habe der BfDI wie­der­holt State­ments zur ‘vol­len Hoheit [der Pati­en­ten] über ihre Daten´ ein­ge­bracht. Die­ser Aspekt kom­me bei dem neu­en Gesetz zu kurz. Gesund­heits­da­ten beinhal­ten ‘intims­te Infor­ma­tio­nen´ der betrof­fe­nen Per­so­nen und sind von beson­ders hohem Schutzbedarf.

Maß­nah­men zum Schutz von Pati­en­ten­da­ten 

Es wür­den ‘auf­sichts­recht­li­che Maß­nah­men´ gegen die gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen ergrif­fen, sofern die­se das PDSG in aktu­el­ler Fas­sung umset­zen. Eine Ein­füh­rung der elek­tro­ni­schen Pati­en­ten­ak­te (ePA) ‘aus­schließ­lich nach den Vor­ga­ben des PDSG [in aktu­el­ler Fas­sung ver­sto­ße] an wich­ti­gen Stel­len´ gegen die DSGVO. Bei einer Beschlie­ßung des PDSG in der aktu­el­len Fas­sung  sei­en die der Auf­sicht des BfDI unter­lie­gen­den gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen (mit rund 44,5 Mil­lio­nen Ver­si­cher­ten) davor zu war­nen, dass die Ein­füh­rung der ePA aus­schließ­lich nach den Vor­ga­ben des PDSG euro­pa­rechts­wid­rig sei. Zudem sei­en ‘wei­te­re Maß­nah­men´ in Vor­be­rei­tung zu Abhil­fe einer euro­pa­rechts­wid­ri­gen Umset­zung der ePA. 

Pati­en­ten­da­ten in Zei­ten frag­wür­di­ger ‘Digi­ta­li­sie­rung´ 

Ein daten­schutz­recht­lich aus­rei­chen­der Zugriff auf die eige­ne ePA sei nur Nut­zern geeig­ne­ter End­ge­rä­te wie von Mobil­te­le­fo­nen oder Tablets mög­lich .. und das erst 1 Jahr nach Ein­füh­rung der ePA. Für das Jahr 2021 bedeu­te­te dies, dass eine Steue­rung auf Doku­men­ten­ebe­ne, d.h. eine doku­men­ten­ge­naue Kon­trol­le, wel­che Betei­lig­ten wel­che Infor­ma­tio­nen ein­se­hen kön­nen, nicht mög­lich ist. Damit wür­den voll­ende­te Tat­sa­che geschaf­fen und Berech­ti­gun­gen nicht daten­schutz­kon­form erteilt. So kön­ne bei­spiels­wei­se der ‘behan­deln­de Zahn­arzt [auf] alle Befun­de des kon­sul­tier­ten Psych­ia­ters´ zugrei­fen. Digi­ta­li­sie­rung kön­ne nie­mals Selbst­zweck sein. 

Benach­tei­li­gung Betrof­fe­ner bei Zugriff auf die eige­nen Pati­en­ten­da­ten 

Erfolg­te Zugrif­fe auf die Pati­en­ten­da­ten könn­ten ohne Nut­zung der ent­spre­chen­den Gerä­te nicht erfol­gen. Daher sol­le ab 2022  für die­se betrof­fe­nen Per­so­nen eine ver­tre­ten­de Per­son die Steue­rung und Ein­sicht vor­neh­men kön­nen — ent­spre­chen­des Ver­trau­ens­ver­hält­nis vor­aus­ge­setzt. Hier­in sieht der BfDI eine Ungleich­be­hand­lung hin­sicht­lich der infor­ma­tio­nel­len Selbstbestimmung. 

Es ist zu hof­fen, dass ein ent­spre­chen­des Daten­schutz­ni­veau recht­zei­tig eta­bliert wer­den kann. Auch beim Authen­ti­fi­zie­rungs­ver­fah­ren sieht der BfDI Handlungbedarf. 

Schutz vor allem für die Ver­ur­sa­cher von Daten­schutz­ver­let­zun­gen 

Ein c’t Arti­kel vom 28.08.2020 auf hei​se​.de titelt in die­sem Kon­text mit ‘War­um es bei künf­ti­gen Daten­pan­nen in der Medi­zin kei­ne Schul­di­gen geben wird´. Der Ent­wurf zum neu­en PDSG ent­las­se die Gema­tik aus der daten­schutz­recht­li­chen Gesamt­ver­ant­wort­lich­keit. Sep­tem­ber 2019 haben die Daten­schutz­be­hör­den beschlos­sen, dass die Gema­tik ‘daten­schutz­recht­lich allein­ver­ant­wort­lich für die zen­tra­le Zone der Tele­ma­tik-Infra­struk­tur (TI)´ sei. Indes sol­le die Gesell­schaft durch das neue Gesetz von der juris­ti­schen Gesamt­ver­ant­wort­lich­keit für den Daten­schutz, eben­die­ser Ver­ant­wort­lich­keit, ent­bun­den wer­den. Neben ‘kon­zep­tio­nel­len und regu­la­to­ri­schen Vor­ga­ben, Maß­nah­men zur Qua­li­täts­si­che­rung und zur Gefah­ren­ab­wehr´ tref­fe die Gema­tik für die Ver­ar­bei­tung der (Patienten)Daten kei­ne Ver­ant­wor­tung man­gels ‘ope­ra­ti­ver´ Betei­li­gung. Das deut­sche Gesund­heits­we­sen ste­he in kla­rer Abhän­gig­keit von der Gema­tik. Deren acht­wö­chi­ger Aus­fall von Mai bis Juli, bei dem weder sei­tens der Gema­tik noch ander­wei­tig öffent­li­che Infor­ma­tio­nen zu Ursa­chen und Ver­ant­wort­lich­kei­ten des Vor­falls gege­ben wur­de, mache dies deutlich. 

Kla­re Anti­zi­pa­ti­on mas­sen­haf­ter Ver­let­zun­gen des Schut­zes von Pati­en­ten­da­ten 

Somit wäre die Gema­tik auch von der Pflicht einer DSFA und der zuge­hö­ri­gen Beschrei­bun­gen poten­ti­el­ler Daten­schutz­ver­let­zun­gen und ihrer Aus­wir­kun­gen befreit. Kommt es zu einer Kom­pro­mit­tie­rung von Pati­en­ten­da­ten, muss dies nicht nur zunächst auf­fal­len, son­dern dann darf der Pati­ent sich — hin­rei­chen­de Gesund­heit vor­aus­ge­setzt — mit den zustän­di­gen Ärz­ten Aus­ein­an­der­set­zen und dann kann nach einem Ver­ant­wort­li­chen gesucht wer­den. Eine DSFA sei dem Geset­zes­ent­wurf zufol­ge allen­falls medi­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen mit mehr als 20 Mit­ar­bei­tern zuzumuten. 

Fazit und State­ment 

Mit dem neu­en PDSG wer­den vor allem die Ver­ur­sa­cher vor den Kon­se­quen­zen mas­si­ver Daten­schutz­ver­let­zun­gen geschützt. Dies zeigt zumin­dest einen aus­ge­präg­ten Rea­li­täts­sinn für die kata­stro­pha­len Zustän­de in Daten­schutz und Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit im deut­schen Gesund­heits­we­sen. Der Autor des vor­lie­gen­den Bei­trags greift auf div. eige­ne Berufs­er­fah­run­gen im Gesund­heits­we­sen zurück. Die beschrie­be­nen Aspek­te bei der Gesetz­ge­bung zum neu­en PDSG lie­fern kei­ne Ver­bes­se­run­gen an der teil­wei­se bestehen­den grob fahr­läs­si­gen Hand­ha­bung von Pati­en­ten­da­ten im Gesund­heits­we­sen, son­dern besei­tigt die Trans­pa­renz noch weiter. 

Das heißt also — ver­bind­li­che Emp­feh­lung von Ihren Daten­schutz­be­auf­trag­ten 🙂 bit­te ein­fach die 5 a day Regel ein­hal­ten und gesund bleiben

BfDI über­reicht sei­ne Berich­te zu Daten­schutz und Informationsfreiheit

An die­sem Mitt­woch, den 17.06.2020 leg­te der Bun­des­be­auf­trag­te für den Daten­schutz und die Infor­ma­ti­ons­frei­heit (BfDI) sei­ne Tätig­keits­be­rich­te für bei­de Berei­che vor. Wich­ti­ge The­men dar­in sind unter ande­rem Gesund­heits­da­ten und Dia­log in der Gesetz­ge­bung. Die obers­te Daten­schutzbehör­de ist der­zeit mit über 250 Plan­stel­len besetzt, in die­sem Jahr sol­len es über 300 werden. 

In die­sem Bei­trag wird zunächst nur auf den Daten­schutz­be­richt ein­ge­gan­gen und hier­bei eini­ge „Schwer­punk­te“ gesetzt. Die Gewich­tung erhebt nicht den Anspruch reprä­sen­ta­tiv für die inhalt­li­che Gewich­tung des zugrun­de­lie­gen­den Berichts zu sein oder auf Grund des Umfangs allen — jeweils sehr wich­ti­gen — The­men durch Erwäh­nun­gen gerecht zu werden. 

Zu den Schwer­punkt­the­men gehör­te insb. die Digi­ta­li­sie­rung im Gesund­heits­we­sen und Eva­lu­ie­rung der DSGVO. Kern­the­men sind 

  • All­tags­er­leich­te­rung und Praxistauglichkeit, 
  • Daten­pan­nen­mel­dun­gen,
  • Zweck­bin­dung, 
  • Data Pro­tec­tion by Design, 
  • Befug­nis­se der Auf­sichts­be­hör­den und Sanktionspraxis, 
  • Zustän­dig­keits­be­stim­mung, Zusam­men­ar­beit und Kohärenz, 
  • Direkt­wer­bung,
  • Pro­fil­ing und 
  • Akkre­di­tie­rung. 

Fer­ner lag das Augen­merk auf Aspek­ten der Daten­mi­ni­mie­rung, Umset­zung der KI, der Ein­wil­li­gung als Rechts­grund­la­ge  und Stel­lung­nah­men der Datenethikkommission. 

Eini­ge Zah­len zur Tätig­keit des BfDI 

Im Berichts­zeit­raum, dem Jahr 2019, wur­den dem BfDI über 3.200 Beschwer­den zuge­tra­gen, davon 44 nach § 60 BDSG, Direkt­an­ru­fung des Bun­des­be­auf­trag­ten, und 44 gegen Nach­rich­ten­diens­te. Über 10.000 Anlie­gen von betrof­fe­nen Per­so­nen /​ Bür­gern wur­den auf schrift­li­chem oder tele­fo­ni­schem Wege behan­delt. Die Mel­dun­gen von Daten­pan­nen belie­fen sich auf rund 15.000. Ins­ge­samt kam es zu 6 Ver­war­nun­gen, 8 Bean­stan­dun­gen und 2 Geld­bu­ßen. 51 Besuchs­ter­mi­ne bei Ver­ant­wort­li­chen wur­den zur Infor­ma­ti­on und Bera­tung genutzt, 73 wei­te­re außer­dem zu daten­schutz­recht­li­chen Kontrollen. 

Emp­feh­lun­gen des BfDI für Ein­rich­tun­gen und Bür­ger 

10 Emp­feh­lun­gen wer­den schrift­lich aus­ge­führt. Dazu gehö­ren bri­san­te The­men wie die elek­tro­ni­sche Pati­en­ten­ak­te, Mail­ver­schlüs­se­lung und bio­me­trie­ge­stütz­te Video­über­wa­chung. Des wei­te­ren wur­den die Umset­zungs­sta­tus von Emp­feh­lun­gen des vori­gen BfDI Daten­schutz­be­richts in 20 Punk­ten resümiert. 

Gre­mi­en­ar­beit und Gesetz­ge­bung 

Im ers­ten der hier gemein­sam zusam­men­ge­fass­ten Kapi­tel geht der Bericht auf die Gre­mi­en­ar­beit bei der DSK, der Inter­na­tio­na­len Daten­schutz­kon­fe­renz, dem Euro­päi­schen Daten­schutz­aus­schuss sowie dem Daten­schutz-Aus­schuss des Euro­pa­rats (Kon­ven­ti­on 108) ein. 

Im Bereich der Gesetz­ge­bung wer­den u.a. die Anhe­bung auf 20 Mit­ar­bei­ter bei der DSB Bestell­pflicht, Rege­lungs­lü­cken bei der Daten­ver­ar­bei­tung gesetz­li­cher Kran­ken­kas­sen und die Aus­ste­hen­de Anpas­sung des TKG moniert. Auch im Rah­men der Sicher­heits­ge­setz­ge­bung — wie etwa StPOZoll­fahn­dungs­dienst und der geplan­ten Dark­net Gesetz­ge­bung — gebe es Über­ar­bei­tungs­be­darf. Auch wur­de auf das ZensG 2021, das Pro­jekt der Regis­ter­mo­der­ni­sie­rung und die Gesetz­ge­bung im Gesund­heits-­ und Sozi­al­we­sen eingegangen. 

Der BfDI Daten­schutz­be­richt zum The­ma Sicher­heits­be­reich 

.. behan­del­te u.a. den CLOUD Act über den weit­rei­chen­den Zugriff US ame­ri­ka­ni­scher Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den auf Daten bei Inter­net-Unter­neh­men. Stel­lung bezog der BfDI eben­falls zum Vor­schlag der e‑E­vi­dence-Ver­ord­nung über das geplan­te Recht euro­päi­scher Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den, Bestands, Ver­kehrs- und Inhalts­da­ten unmit­tel­bar bei Pro­vi­dern EU grenz­über­grei­fend zu erhe­ben sowie das Pro­jekt „Poli­zei 2020“. Dabei wur­den u.a. Daten­spei­che­run­gen und Trans­pa­renz der sowie Kon­trol­len bei Sicher­heits­be­hör­den thematisiert. 

Zu wei­te­ren The­men gehör­ten Dritt­staa­ten­trans­fers, auch hin­sicht­lich der Aus­wir­kun­gen des Brexit, Stan­dard­ver­trags­klau­seln und der Daten­schutz in wei­te­ren grund­le­gen­den Orga­ni­sa­tio­nen wie Post­we­sen und Arbeitsämtern. 

Zusam­men­fas­sung 

Der gro­ße Umfang und das viel­schich­ti­ge Spek­trum der im Berichts­jahr 2019 behan­del­ten The­men in prä­gnan­tem Doku­men­ta­ti­ons­stil machen deut­lich, dass Inhal­te, Neu­tra­li­tät und Trans­pa­renz von die­ser Behör­de sehr ernst genom­men wer­den. Mit kla­ren Wor­ten und auf­ge­lo­ckert durch Kari­ka­tu­ren (wie etwa auf Sei­te 49) Ver­mit­telt der vor­lie­gen­de Bericht The­men, die an Stamm­ti­schen ger­ne als Ver­schwö­rungs­theo­rien abge­tan wer­den, auf sach­li­che und kon­struk­ti­ve Weise. 

Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit — IT-Sicher­heits­lü­cken und Daten­pan­nen 2019 und 2020 — Teil 2

Nach­fol­gend die Fort­set­zung des Bei­trags vom 18.04.2020 zu Cyber-Angrif­fen und Pan­nen in der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit /​ im Daten­schutz der letz­ten 12 Monate. 

Ober­lan­des­ge­richt Ber­lin wird gehackt - Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit frag­lich 

Wer im Begriff war, ein Anlie­gen vor dem Ober­lan­des­ge­richt von Ber­lin (=Kam­mer­ge­richt Ber­lin) ver­han­deln zu las­sen, hat hof­fent­lich recht­zei­tig davon Abstand neh­men kön­nen. Denn damit konn­te er ver­hin­dern, dass sen­si­bels­te per­so­nen­be­zo­ge­ne und juris­ti­sche Infor­ma­tio­nen bei die­ser his­to­ri­schen Daten­pan­ne kom­pro­mit­tiert wur­den. Hier­mit wird nicht gesagt, dass es in ande­ren Berei­chen der Ber­li­ner Ver­wal­tung  bes­ser um die Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit bestellt ist. Gene­rell ist in man­gel­haft gesi­cher­ten Berei­chen meis­tens nur die Stär­ke des Ver­mark­tungs- /​ Sabo­tag­einter­es­ses poten­zi­el­ler Hacker das maß­geb­li­che Kri­te­ri­um der tat­säch­li­chen Informationssicherheit. 

Im Sep­tem­ber 2019 wur­de fest­ge­stellt, dass von Sys­te­men des Kam­mer­ge­richts mit Ser­vern ver­bun­den war, die für die Fern­steue­rung schäd­li­cher Soft­ware typisch sind. 7 Tage spä­ter erfolg­te eine Vor­ort­prü­fung durch den IT-Dienst­leis­ter T‑Systems, der Emo­tet-Infek­tio­nen in diver­sen Sys­tem­be­rei­chen fest­stell­te und wei­te­re 14 Tage spä­ter wur­de der mut­maß­li­che Erst­in­fek­ti­ons-PC unter­sucht. Ursprung des Angriffs, wie vie­le Daten abge­flos­sen sind und seit wann, konn­te nicht fest­ge­stellt wer­den. Lücken in der Ermitt­lung wur­den mit Zeit- und finan­zi­el­len Aspek­ten begrün­det. Die Schad­soft­ware könn­te über einen USB-Stick auf die Sys­te­me gelangt sein. Die Sicher­heits­rou­ti­nen des Kam­mer­ge­richts erkann­ten die Emo­tet-Infil­trie­rung nicht. Eine Seg­men­tie­rung des Netz­werks hat­te man nicht vor­ge­nom­men, sodass sich die Schad­soft­ware unge­hin­dert aus­brei­ten und über eine Fern­steue­rung Daten expor­tie­ren konn­te. Fer­ner hat­te man die Datei­grö­ße des Event­logs der­ge­stalt limi­tiert, dass die rele­van­ten Pha­sen der Ereig­nis­do­ku­men­ta­ti­on bereits über­schrie­ben waren, als mit den Unter­su­chun­gen begon­nen wur­de. Wie­der­holt wur­de auf die beson­de­re Raf­fi­nes­se des Hackings hin­ge­wie­sen und „Sicher­heits­krei­se“ ver­mu­ten hin­ter dem Angriff orga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät unter Feder­füh­rung des Nach­rich­ten­diens­tes der rus­si­schen Regie­rung. Wenn James Bond das wüsste … 

Der Bericht über den Vor­fall und die Unter­su­chun­gen vom Sep­tem­ber 2019 wur­de auf den 23.12.2019 datiert und Ende Janu­ar 2020 der Ber­li­ner Daten­schutz­be­auf­trag­ten zeit­gleich mit der Ver­öf­fent­li­chung vor­ge­legt. Die­se war hier­über „not amu­sed“ und for­der­te, dass „aus­schließ­lich mit dienst­li­chen Gerä­ten über eine zen­tral zur Ver­fü­gung gestell­te und aus­rei­chend abge­si­cher­te Infra­struk­tur“ Daten­ver­ar­bei­tun­gen zu erfol­gen haben. 

Es ist abzu­war­ten, ob Kon­se­quen­zen aus dem Vor­fall gezo­gen und die Stan­dards der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit in den Ver­wal­tungs­ein­rich­tun­gen der Haupt­stadt einer pro­fes­sio­nel­len Prü­fung unter­zo­gen wer­den oder ob wei­ter­hin Sicher­heits­vor­fäl­le fest­ge­stellt /​ öffent­lich gemacht werden. 

Bereits 2017/​2018 waren Sys­te­me des Bun­des­tags gehackt wor­den, wodurch die per­sön­li­chen Twit­ter­da­ten hun­der­ter Poli­ti­ker, Schau­spie­ler und Fern­seh­mo­de­ra­to­ren erbeu­tet wurden. 

2019-11 — Sicher­heits­lü­cke bei chi­ne­si­schem Smart­phone-Her­stel­ler 

Bereits zum zwei­ten Mal inner­halb von 2 Jah­ren kam es zu einer Daten­pan­ne bei dem chi­ne­si­schen Smart­phone-Her­stel­ler One­Plus. Über einen nicht bekann­ten Zeit­raum hin­weg war der Zugriff auf Kun­den­da­ten für Unbe­fug­te mög­lich. Betrof­fen sei­en Stamm- und Kon­takt­da­ten der Käu­fer gewe­sen. Eine Benach­rich­ti­gung der betrof­fe­nen Per­so­nen sei erfolgt. 

2019-12 — Daten­pan­ne bei der Luft­hansa

Für Kun­den der Miles & More GmbH, Toch­ter der Luft­han­sa, war es auf Grund eines mut­maß­li­chen tech­ni­schen Pro­blems für 40 Minu­ten mög­lich, auf per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten ande­rer ein­ge­logg­ter Nut­zer der Online-Platt­form zuzu­grei­fen. Laut Luft­han­sa sei­en höchs­tens die Daten von 9.885 Miles & More-Kun­den betrof­fen. Betrof­fe­ne Daten waren: Stamm‑, Kon­takt- Kun­den- und Transaktionsdaten. 

2020-02 — Vor­fall in der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit bei Sam­sung 

Über den Dienst „Find My Mobi­le“, womit Smart­phones über eine Platt­form des Her­stel­lers geor­tet wer­den, ver­sand­te Sam­sung an „einen klei­nen Kreis“ von Nut­zern eine unver­ständ­li­che Nach­richt. Als sich die Betrof­fe­nen in ihrem Online-Kon­to bei Sam­sung ein­logg­ten, um Ihre Log­in-Daten zu ändern, erhiel­ten sie auf Grund eines Ser­ver­pro­blems Zugriff auf Daten ande­rer Nut­zer. Dies umfass­te Stamm- und Kon­takt­da­ten sowie die letz­ten 4 Zif­fern der Kre­dit­kar­ten waren sicht­bar. Bei Fest­stel­lung des Pro­blems wur­de der Log­in vor­über­ge­hend gesperrt. 

Fra­gen wirft aller­dings der Umstand auf, dass die Nach­richt auch von Nut­zern emp­fan­gen wur­de, die das Ortungs-Fea­ture deak­ti­viert hatten. 

Die­sen Monat wur­de fer­ner bekannt, dass eine Kon­takt­ver­fol­gungs-Funk­tio­na­li­tät bereits Mit­te Mai als ver­bind­li­ches Update von iPho­nes, iPads ab iOS 13 und Android-Gerä­ten ab Ver­si­on 6 instal­liert wird. Im Fall von Apple vor­aus­sicht­lich als gän­gi­ges Firm­ware-Update, bei Android vor­aus­sicht­lich als Update der Goog­le Play Services. 

Mit Instal­la­ti­on die­ser Funk­ti­on und Erlaub­nis von Apple /​ Goog­le wird es Behör­den künf­tig mög­lich sein, Daten aus den Kon­takt­pro­fi­len der Tablet- und Han­dy­nut­zer auszuwerten. 

2020-03 — Mas­si­ve Pan­ne in der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit bei der Inves­ti­ti­ons­bank Ber­lin 

Durch Mit­tei­lung der Ber­li­ner Daten­schutz­be­auf­trag­ten wur­de Ende März 2020 eine gra­vie­ren­de Daten­pan­ne der IBB bekannt. Bei der Ver­ar­bei­tung der 150.000 ein­ge­gan­ge­nen Anträ­ge auf Coro­na-Unter­stüt­zung trat ein Pro­gram­mier­feh­ler auf, durch den Antrag­stel­lern per­so­nen­be­zo­ge­ne /​ Ergeb­nis­da­ten ande­rer Antrag­stel­ler ange­zeigt wur­den. Betrof­fen waren Ausweis‑, Bank‑, Steu­er- und Unternehmensdaten. 

Bei Fest­stel­lung der Daten­pan­ne wur­de das Antrags­ver­fah­ren bis zur Besei­ti­gung des Pro­gram­mier­feh­lers pausiert. 

Hack­ing, Sicher­heits­lü­cken und pro­mi­nen­te Daten­pan­nen aus 2019 und 2020 — Teil 1

Im vori­gen Post haben wir über das Image von und den Umgang mit Daten­pan­nen berich­tet. Dabei haben wir ver­sucht, dem durch­schnitt­li­chen Daten­pan­nen-Ver­ur­sa­cher ein Stück weit die Angst davor zu neh­men, sol­che Ereig­nis­se pro­fes­sio­nell fest­zu­stel­len und an die Auf­sichts­be­hör­den zu mel­den. Aller­dings tra­ten und tre­ten Sicher­heits­lü­cken, Hack­ing und Daten­pan­nen welt­weit und hier­zu­lan­de auf, die kei­nes­wegs amü­sant oder hin­nehm­bar sind. Betrach­tet wer­den hier­bei die letz­ten zwölf Monate. 

2019-04 - 540 Mil­lio­nen Face­book-Kun­den­da­ten auf öffent­lich zugäng­li­chen Ser­vern 

Zwei Koope­ra­ti­ons­part­ner des bekann­tes­ten Online Social Media Netz­werks haben Daten von Face­book auf offen zugäng­li­chen Ama­zon-Ser­vern gespei­chert. Dabei han­delt es sich um 

  • das Unter­neh­men Cul­tu­ra Colec­ti­va, das Account­na­men, Kom­men­ta­re und Likes frei zugäng­lich im AWS Cloud Dienst speicherte 
  • die Ent­wick­ler­fir­ma der Face­book App «At the Pool», die Pass­wör­ter im Klar­text von 22 000 Face­book Nut­zern auf öffent­lich zugäng­li­chen Ser­ver­be­rei­chen speicherte. 

Im Lich­te des Cam­bridge Ana­ly­ti­ca Skan­dals, bei dem Infor­ma­tio­nen über Mil­lio­nen Face­book-Nut­zer an das gleich­na­mi­ge Unter­neh­men zwecks Ana­ly­sen wei­ter­ge­ge­ben wur­den, war Face­book bereits unter Daten­schutz-Druck gera­ten. Die Zukunft wird zei­gen, ob aus den Ereig­nis­sen Lern­erfol­ge gezo­gen wer­den konn­ten. Ein gewis­ser Trost dürf­te mög­li­cher­wei­se dar­in bestehen, dass Face­book Pro­fi­le ohne­hin über­wie­gend zur Ver­öf­fent­li­chung geschön­ter und damit allen­falls bedingt rea­ler per­so­nen­be­zo­ge­ner Infor­ma­tio­nen genutzt wer­den 🙂 Das schmä­lert jedoch nicht die Bri­sanz die­ser Datenpanne. 

2019-05 — Hack­ing und Daten­pan­nen im Arztbereich 

Der Lan­des­be­auf­trag­te für den Daten­schutz und die Infor­ma­ti­ons­frei­heit Baden-Würt­tem­berg (LfDI) beklagt die hohe Anzahl von daten­schutz­be­zo­ge­nen Sicher­heits­vor­fäl­len in Arzt­pra­xen. Hack­ing wie Ver­schlüs­se­lungs­tro­ja­ner und Fehl­ver­sand von Pati­en­ten­be­rich­ten, Rezep­ten und Rönt­gen­bil­dern bil­de­ten dabei die Spit­ze des Eis­bergs. Ins­be­son­de­re bei der Ver­ar­bei­tung solch sen­si­bler Pati­en­ten­da­ten sei­en star­ke tech­ni­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men (TOM) „wie Daten­si­che­rung, Ver­schlüs­se­lung, Schu­lung und Sen­si­bi­li­sie­rung“ unabdingbar. 

2019-08 — Hack­ing — Daten von 106 Mil­lio­nen Bank­kun­den der Capi­tal One erbeu­tet 

Einer Hacke­rin, die in der Ent­wick­lungs­ab­tei­lung des genutz­ten Ama­zon Cloud Ser­vices AWS der US-Bank Capi­tal One gear­bei­tet hat­te, gelang es, von den Sys­te­men der Bank per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten zu Kre­dit­kar­ten und ‑anträ­gen zu erbeu­ten. Betrof­fen waren nebst Stamm- und Kon­takt­da­ten die ange­ge­be­nen Ein­kom­men, Infor­ma­tio­nen zur Kre­dit­wür­dig­keit und Ver­fü­gungs­rah­men. Laut Aus­sa­ge der Bank soll nicht an einer Schwach­stel­le des Cloud Ser­vices, son­dern die man­gel­haf­te Kon­fi­gu­ra­ti­on eine Fire­wall gehan­delt haben. 

2019-08 — Daten­pan­ne im Hau­se Twit­ter 

Twit­ter teil­te mit, dass mehr als zwölf Mona­te lang Daten von ca 300 Mil­lio­nen Twit­ter Usern mit Wer­be­kun­den ohne ent­spre­chen­de Ein­wil­li­gung geteilt wur­den. Ver­bots­wid­rig wur­den somit Daten an exter­ne Emp­fän­ger wei­ter­ge­ge­ben. Betrof­fen gewe­sen sei­en laut Twit­ter Daten über Kon­sum­dau­er von Wer­be­an­zei­gen. Mail­kon­ten und Pass­wör­ter waren lt. Twit­ter nicht betroffen. 

2019-09 — Hack­ing nicht not­wen­dig — Fahr­läs­sig­keit bei Mil­lio­nen von Pati­en­ten­da­ten 

Hoch­sen­si­ble Daten­sät­ze von welt­weit meh­re­ren Mil­lio­nen Pati­en­ten, davon mehr als 13.000 Daten­sät­ze aus Deutsch­land, online unver­schlüs­selt und frei ver­füg­bar auf hun­der­ten von unge­si­cher­ten Ser­vern. Der Bun­des­da­ten­schutz­be­auf­trag­te Ulrich Kel­ber hat­te einen “ver­hee­ren­den ers­ten Ein­druck” von dem Skan­dal. Eine Kol­la­bo­ra­ti­on des Baye­ri­schen Rund­funks und Pro­Pu­bli­ca deck­ten die­sen inter­na­tio­nal bestehen­den, und bis heu­te nicht besei­tig­ten bei­na­he nicht fass­ba­ren Miss­stand auf. Laut BR sei­en u.a. Daten wie Brust­krebs­scree­nings, Wir­bel­säu­len­bil­der, Rönt­gen­auf­nah­men eines Brust­korbs etc., ein­schließ­lich zuge­hö­ri­ger Behand­lungs­in­for­ma­tio­nen betrof­fen. Eine 2016 ver­öf­fent­lich­te Stu­die des Har­vard-Pro­fes­sors Oleg Pia­nykh wur­de in Fach­krei­sen zu Kennt­nis genom­men, führ­ten jedoch zu kei­ner Ver­bes­se­rung der Zustän­de. Für die­je­ni­gen Daten­sät­ze, die trotz des bis heu­te akut bestehen Pro­blems nicht in die Hän­de von Unbe­fug­ten /​ Hackern gelangt sind, gilt, dass sich dies dem rela­ti­ven Des­in­ter­es­se von Hackern auf Grund der nur sehr beding­ten Ver­wert­bar­keit pri­va­ter Gesund­heits­da­ten verdankt. 

Daten­pan­nen — jetzt ganz neu entdecken …

Hat­ten Sie 2020 in Ihrer Orga­ni­sa­ti­on eine Daten­pan­ne? Wenn Sie direkt Nein sagen, gehö­ren Sie ent­we­der zu den episch sel­te­nen Fäl­len, in denen der Fak­tor Mensch sowie tech­ni­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men zu 100% dis­zi­pli­niert sind oder es gibt bei der inter­nen /​ exter­nen Kom­mu­ni­ka­ti­on ein­fach noch Opti­mie­rungs­be­darf bei der Iden­ti­fi­ka­ti­on und Bewer­tung von Daten­pan­nen nach Art. 33 und 34 DSGVO. 

Ver­mei­den und kom­mu­ni­zie­ren 

Es ist bereits die hal­be Mie­te, Daten­pan­nen prä­ven­tiv — u.a. durch star­ke IT-Sicher­heit, die rich­ti­ge Soft­ware­im­ple­men­tie­rung und kla­re Richt­li­ni­en — auf einen Bruch­teil zu redu­zie­ren. Und zusätz­lich sein Per­so­nal auf einem Sen­si­bi­li­täts­ni­veau zu haben, dass es Ver­stö­ße gegen Daten­schutz /​ Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit sowie ent­spre­chen­de Ver­dachts­fäl­le angst­frei und pro­ak­tiv intern mit­teilt und einer sach­ge­mä­ßen Doku­men­ta­ti­on zuführt, ist die Königs­klas­se des geleb­ten Datenschutzes. 

Mel­dun­gen von Daten­pan­nen 

Seit dem Wirk­sam­wer­den der DSGVO wird ein erheb­li­cher Anstieg der Mel­dun­gen von Daten­pan­nen ver­zeich­net. Eine Mel­dung ist nach den Kri­te­ri­en des Art. 33 DSGVO gesetz­li­che Pflicht. Mehr als 40.000 Daten­pan­nen wur­den seit DSGVO-Ein­füh­rung euro­pa­weit (Bericht der EU-Kom­mis­si­on) und weit über 10.000 in Deutsch­land allein für 2019 gemel­det. Dabei sind die Gewich­tun­gen in den Bun­des­län­dern sehr unter­schied­lich. Wäh­rend das Baye­ri­sche Lan­des­amt für Daten­schutz­auf­sicht (BayL­DA) „einen gro­ßen Anteil“ sei­ner täg­li­chen Arbeit in der Bear­bei­tung von Daten­schutz­ver­let­zun­gen mit 4.111 gemel­de­ten Daten­pan­nen in 2019 sieht, wird den 349 in 2019 dem Unab­hän­gi­gen Lan­des­zen­trum für Daten­schutz in Schles­wig-Hol­stein gemel­de­ten Daten­pan­nen ver­ständ­li­cher­wei­se reser­viert begegnet. 

Dun­kel­zif­fer von Daten­pan­nen 

Eine höhe­re Trans­pa­renz durch mehr Mel­dun­gen und, ins­be­son­de­re im EU-Ver­gleich, hohes Pflicht­be­wusst­sein sind sehr gute Ten­den­zen. Aller­dings müss­ten es rea­lis­tisch betrach­tet noch wesent­lich mehr Mel­dun­gen sein. In Deutsch­land sind mehr als 3 Mil­lio­nen Unter­neh­men ange­mel­det, hin­zu kom­men die staat­li­chen Ein­rich­tun­gen und ande­re Stel­len, die aus der DSGVO her­aus zur Mel­dung von Daten­pan­nen nach Art. 33 DSGVO ver­pflich­tet sind. 

Auf­sichts­be­hör­den 

Mel­dun­gen von Daten­pan­nen müs­sen durch­aus nicht mit Nach­fra­gen, Vor­ort­kon­trol­len oder Buß­gel­dern ver­bun­den sein. Viel­mehr kommt es den Auf­sichts­be­hör­den auch kon­kret inhalt­lich auf Erkennt­nis­se an, in wel­chen Berei­chen nach­ge­steu­ert wer­den muss. Im Ver­gleich zu auf­ge­flo­ge­nen Daten­schutz­ver­stö­ßen wird das akti­ve Mel­den honoriert. 

Nicht nur Unter­neh­men, son­dern auch öffent­li­che Ein­rich­tun­gen wur­den von den Daten­schutz­auf­sich­ten einer nähe­ren Prü­fung unter­zo­gen, wobei zu bei­den Berei­chen posi­ti­ve wie nega­ti­ve Ergeb­nis­se fest­ge­hal­ten wurden. 

Daten­pan­nen bit­te doku­men­tie­ren /​ mel­den 

Es liegt nahe, dass sich Orga­ni­sa­tio­nen eher unglaub­wür­dig machen, wenn kei­ner­lei Daten­pan­nen gemel­det bzw. doku­men­tiert sind. Es emp­fiehlt sich, Daten­pan­nen und ver­gleich­ba­re Auf­fäl­lig­kei­ten gene­rell — z.B. in Check­lis­ten­form — zu doku­men­tie­ren. Das Gesetz befreit per Art. 33 Abs. 1 DSGVO von der Mel­de­pflicht, wenn „die Ver­let­zung des Schut­zes per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten vor­aus­sicht­lich nicht zu einem Risi­ko für die Rech­te und Frei­hei­ten natür­li­cher Per­so­nen führt.“ Reich­lich unprä­zi­se wird hier ein ein­zel­fall­be­zo­ge­ner Ermes­sens­spiel­raum eröff­net. Das heißt für harm­lo­se (=nicht mel­de­pflich­ti­ge) Fäl­le: Das Ereig­nis wird intern doku­men­tiert und man stimmt sich mit sei­nem Daten­schutz­be­auf­trag­ten über eine fall­ge­rech­te Abgren­zung ab und das war´s. 

Für mel­de­pflich­ti­ge Fäl­le ste­hen übli­cher­wei­se Online-For­mu­la­re auf den Web­sei­ten der Auf­sichts­be­hör­den zur Verfügung. 

Daten­schutz-Bericht 2020 der Lan­des­da­ten­schutz­be­hör­de Schles­wig-Hol­stein — Teil 2

Anwen­dung der DSGVO

Daten­schutz /​ IT-Sicher­heit — All­ge­mei­nes 

Bei der Anwen­dung der DSGVO warnt das Unab­hän­gi­ge Lan­des­zen­trum für Daten­schutz Schles­wig-Hol­stein vor „Schnell­schüs­sen“. Viel­mehr sei hier­bei sorg­fäl­tig zu eva­lu­ie­ren. Bei der ger­ne dis­ku­tier­ten Fin­dung der rich­ti­gen Rechts­grund­la­ge für eine Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten läge das Augen­merk ins­be­son­de­re auf Art. 6 Abs. 1 b und f DSGVO — (vor)vertragliche Maß­ga­ben und berech­tig­te Inter­es­sen — sowie wei­ter­füh­ren die Ein­wil­li­gung nach Buch­sta­ben a der zitier­ten Vorschrift. 

Daten­schutz­be­auf­trag­ten einer Ein­rich­tung kämen ins­be­son­de­re Beratungs‑, Unterrichtungs‑, Über­wa­chungs- und Prüf­auf­ga­ben zu. Die den Ver­ant­wort­li­chen per Gesetz oblie­gen­den Daten­schutz-Pflich­ten dürf­ten jenen nicht über­ge­hol­fen werden. 

Poli­ti­sche Ansich­ten sind nach EU-Daten­schutz­recht beson­ders sen­si­ble Infor­ma­tio­nen, die „immer einer spe­zi­fi­schen Rechts­grund­la­ge“ bedürf­ten. Eben­so geschützt sei­en pri­va­te Adressdaten. 

Ein zwin­gend zu beach­ten­des Pos­tu­lat ange­sichts der fort­schrei­ten­den Digi­ta­li­sie­rung einer­seits und der teils recht ein­sei­tig ergrif­fe­nen Schutz­maß­nah­men von Privatdaten. 

Bei jed­we­der Her­stel­lung von Ton­auf­zeich­nun­gen müs­sen Rechtsgrundlage(n) und ange­mes­se­ne Trans­pa­renz für die Betrof­fe­nen impli­zit sein. 

Im Rah­men der Ver­ar­bei­tung zur werb­li­chen Anspra­che sind die Maß­ga­ben von Treu und Glau­ben ein­schlä­gig und der Adres­sat muss den werb­li­chen Cha­rak­ter leicht erken­nen können. 

Daten­schutz in Online-Prä­sen­zen 

Die Lan­des­da­ten­schutz­be­hör­de Schles­wig-Hol­stein hat an sämt­li­che Web­sei­ten­be­trei­ber in Form einer Pres­se­mit­tei­lung appel­liert, genutz­te Ana­ly­se­diens­te wie Goog­le Ana­ly­tics u.ä. sowie deren im Daten­schutz rechts­kon­for­men Ein­satz zu prüfen. 

Zu Face­book Fan­page Betrei­bern und Face­book selbst wur­de klar­ge­stellt, dass bei­de Grup­pen die Anfor­de­run­gen der Gemein­sa­men Ver­ant­wort­lich­keit nach Art. 26 DSGVO nicht erfül­len. Die Pflicht zum Abschluss einer ent­spre­chen­den Ver­ar­bei­tungs­ver­ein­ba­rung betref­fe sowohl Face­book als auch die hie­si­gen Fan­page Betreiber. 

Künst­li­che Intel­li­genz = Arti­fi­ci­al Intel­li­gence 

Bei Ent­wick­lung, Imple­men­tie­rung und Anwen­dung von KI sol­le auf eine ange­mes­se­ne Imple­men­tie­rung von grund­rechts- und wer­te-rele­van­ten Momen­ten geach­tet wer­den. Ent­spre­chen­de Anrei­ze könn­ten bei­spiels­wei­se durch För­der­ge­ber gesetzt werden. 

TOM — tech­ni­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men 

  • ver­trau­li­che Infor­ma­ti­on sei im Fax­ver­sand nur bedingt geschützt. Bei Trans­port und Emp­fang wer­den „erheb­li­che Risi­ken für die Ver­trau­lich­keit der Inhal­te“ gese­hen. In jedem Fall muss der kon­kre­te und rich­ti­ge Emp­fän­ger sicher­ge­stellt werden 
  • Ver­ant­wort­li­che sei­en dar­auf ver­wie­sen, „peni­bel“ zu beach­ten, dass per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten von Beschäf­tig­ten aus­schließ­lich auf Basis von und in den Gren­zen der Erfül­lung ihrer Auf­ga­ben erfolgt. Ein pas­sen­des und detail­lier­tes Berech­ti­gungs­kon­zept sind der Grund­stein für rich­ti­gen Beschäf­tig­ten­da­ten­schutz — u.a. Bestand­teil des Daten­scchutz Quick-Checks 
  • auch der Trans­port von Daten im Wagen soll­te durch ein gewis­ses Maß an tech­ni­schen und orga­ni­sa­to­ri­schen Maß­nah­men (TOM) gesi­chert sein 
  • Kre­dit­in­sti­tu­te rief das ULD auf, bei der Wei­ter­ga­be per­so­nen­be­zo­ge­ner Bank­da­ten Trans­port- sowie Inhalts­ver­schlüs­se­lung zu implementieren 

Daten­schutz bei Gesund­heits­in­for­ma­tio­nen 

Das ULD kon­sta­tier­te, dass 

  • Kran­ken­häu­ser und Kliniken 
  • Arzt‑, Zahn­arzt­pra­xen 
  • Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, ‑diens­te 
  • Apo­the­ken und ver­gleich­ba­re Einrichtungen 

durch ihren Umgang mit beson­de­re Kate­go­rien per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten die­se gene­rell zu ver­schlüs­seln haben — ins­be­son­de­re bei mobi­len Devices und Speichermedien. 

Exter­nen Dienst­leis­tern zur Ver­nich­tung von Pati­en­ten­un­ter­la­gen sind mit­tels einer AVV „detail­lier­te Vor­ga­ben zur beab­sich­tig­ten Daten­ver­ar­bei­tung“ auf­zu­er­le­gen und eine schrift­li­che Ver­pflich­tung auf das Daten­ge­heim­nis mit Durch­griff auf den Auf­trags­ver­ar­bei­ter der ärzt­li­chen Schwei­ge­pflicht nach § 203 StGB durchzuführen. 

Video­über­wa­chung und Daten­schutz 

Video­über­wa­chung soll­te nur in den Gren­zen der recht­li­chen Zuläs­sig­keit und auf der Grund­la­ge einer ange­mes­se­nen Sach­kennt­nis erfol­gen. Die Daten­schutz­be­auf­trag­ten und Lan­des­da­ten­schutz­be­hör­den kön­nen hier­zu beraten. 

Die Video­über­wa­chung muss in Umklei­de­be­rei­chen grund­sätz­lich aus­blei­ben. Auch für Berei­che, in denen das Ver­hal­ten von Per­so­nen über län­ge­re Zeit auf­ge­zeich­net wird, wie in Trai­nings­be­rei­chen, schloss das ULD eine Zuläs­sig­keit aus. 

Aller­dings dürf­te es aller Vor­aus­sicht nach auch für die­se Fall­ge­stal­tun­gen Schran­ken geben, die eine Video­über­wa­chung im Rah­men einer stren­gen Rechts­gü­ter­ab­wä­gung erlauben. 

AV — Daten­schutz bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten im Auf­trag 

Die Wei­ter­ga­be per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten an Auf­trags­ver­ar­bei­ter ist dem Betrof­fe­nen zum Zeit­punkt der Erhe­bung sei­ner per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten mit­zu­tei­len — sie­he auch das The­ma Informationspflichten. 

Die Ein­hal­tung der Mel­de­pflich­ten obliegt regel­mä­ßig dem Ver­ant­wort­li­chen. Die­ser kann den Auf­trags­ver­ar­bei­ter aller­dings zu den ent­spre­chen­den Mel­dun­gen zuläs­si­ger­wei­se auto­ri­sie­ren, sofern die Auto­ri­sie­rung aus der Mel­dung für Auf­sichts­be­hör­de „klar und beweis­bar“ nach­voll­zieh­bar ist. 

Es emp­fiehlt sich, Dienst­leis­ter und deren TOM regel­mä­ßig zu kon­trol­lie­ren oder nach­prü­fen zu lassen. 

Web­site des ULD 

Die­se und vie­le wei­te­re sehr auf­schluss­reich gestal­te­te The­men zum Daten­schutz, der IT-Sicher­heit und Poli­tik hat das Unab­hän­gi­ge Lan­des­zen­trum für Daten­schutz Schles­wig-Hol­stein mit dem vor­lie­gen­den Bericht veröffentlicht. 

Für die wei­ter­füh­ren­de Lek­tü­re des Ori­gi­nals bit­te hier klicken. 

Daten­schutz-Bericht 2020 der Lan­des­da­ten­schutz­be­hör­de Schles­wig-Hol­stein — Teil 1

Das Unab­hän­gi­ge Lan­des­zen­trum für Daten­schutz Schles­wig-Hol­stein hat sei­nen Tätig­keits­be­richt 2020 für den Berichts­zeit­raum 2019 veröffentlicht. 

Ins­ge­samt wur­den 758 Bera­tun­gen durch­ge­führt und 959 Ver­fah­ren in der Zustän­dig­keit des ULD ange­legt, davon 680 auf Grund von Beschwer­den gegen Unter­neh­men und 279 gegen Behörden. 

Des Wei­te­ren wur­den 37 War­nun­gen, 26 Ver­war­nun­gen und 2 Anord­nun­gen gegen­über Ein­rich­tun­gen aus­ge­spro­chen. Auf Geld­bu­ßen wur­de in dem Zeit­raum 2019 ver­zich­tet. In 26 Fäl­len führ­te man Prü­fun­gen ohne zu Grun­de lie­gen­de, anlass­be­zo­ge­ne Beschwer­den durch, 13 davon bei nicht­öf­fent­li­chen Einrichtungen. 

Ver­let­zun­gen von Daten­schutz und Mel­de­pflicht 

Die ins­ge­samt 349 in Sachen Daten­pan­nen eröff­ne­ten Ver­fah­ren stel­len natur­ge­mäß nur einen Anteil der täg­lich gemel­de­ten oder ander­wei­tig dem ULD zur Kennt­nis gelang­ten Daten­schutz-Ver­let­zun­gen dar. Eben­so natur­ge­mäß, dass das ULD von der Dun­kel­zif­fer an Daten­pan­nen, die nicht gemel­det, son­dern im Nach­hin­ein fest­ge­stellt wer­den, nicht ange­tan ist. 

hier wür­de ich als tipp ergän­zen .. Daher auch in die­sem Kon­text der Tipp, nicht nur für unse­re Kun­den in Schles­wig-Hol­stein J, den Sie von uns auch sicher­lich aus Prä­sen­ta­tio­nen und Vor­ort­ter­mi­nen ken­nen: Daten­pan­nen immer doku­men­tie­ren und — zumin­dest intern an Ihren DSB — mel­den. Ent­war­nen lässt sich immer noch. 

Daten­pan­nen — Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit /​ Daten­schutz 

Eben­falls kri­ti­sche Wor­te fin­det das ULD in Bezug auf das Umset­zungs­ni­veau der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit. Es gebe hier noch viel Nach­hol­be­darf, zumal Ver­let­zun­gen der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit wie u.a. auch Cyber­an­grif­fe man­gels per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten häu­fig nicht ein­mal in einer Mel­dung resultieren. 

Für eine „ver­ant­wor­tungs­vol­le Digi­ta­li­sie­rung“ hält der vor­lie­gen­de Bericht dazu an, dass sämt­li­che Ein­rich­tun­gen das Schutz­ni­veau in Sachen Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit ein­schließ­lich Daten­schutz auf den Prüf­stand brin­gen mögen. Sen­si­bi­li­sie­rung der Mit­ar­bei­ter sei nicht zu vernachlässigen. 

Das ULD sah ‘über den Tel­ler­rand´ 

Inspi­ra­ti­on für Sen­si­bi­li­sie­run­gen konn­te man im Aus­tausch mit einem unse­rer Nach­bar­län­der erhalten: 

  • Akti­ons­ta­ge „Löschen/​Schreddern“ 
  • „Gami­fi­ca­ti­on“ Ansät­ze von Daten­schutz mit Preis (Obst/​Schokoriegel) 
  • Daten­schutz­quiz und Datenpannensimulation 
  • anony­mi­siert rea­li­sier­te Phishing-Tests 
  • Selbst­da­ten­schutz mit Mehr­wert für die Beschäftigten 
  • im Team pro­du­zier­te Kurz­vi­de­os für Schulungszwecke 

gehör­ten dazu. Eine wei­te­re Klar­stel­lung, dass Daten­schutz per se leben­dig ist und unrich­ti­ger­wei­se manch­mal als tro­cken und läs­ti­ges Bei­werk ange­se­hen wird. 

Auch in Unter­neh­men und kom­mu­na­len Ein­rich­tun­gen las­sen sich sol­che Aktio­nen und Work­shops durch­füh­ren. Für Anfra­gen und Anre­gun­gen neh­men Sie ger­ne Kon­takt zu uns auf. 

Für eine Ver­ein­heit­li­chung von Daten­schutz­stan­dards und Ver­ständ­nis­fra­gen sieht das ULD eine regel­mä­ßi­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on über Erfah­run­gen als sehr wich­tig an. Im genann­ten Nach­bar­land Öster­reich ist dies bereits ver­bind­li­che Vorschrift. 

Infor­ma­ti­ons­frei­heit und Daten­schutz auf (inter)nationaler Ebe­ne 

Das ULD stellt klar, dass auch die inner­staat­li­che Abstim­mung unter Daten­schutz­be­hör­den auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne in Sachen Daten­schutz und Infor­ma­ti­ons­frei­heit in ange­mes­se­nem Maße auf­recht zu erhal­ten ist. Bei der Infor­ma­ti­ons­frei­heit exis­tie­re ledig­lich ein Gre­mi­um für die Zuar­beit der IFK. Noch sei­en nicht alle Bun­des­län­der ver­tre­ten man­gels ent­spre­chen­der Infor­ma­ti­ons­frei­heits- oder Transparenzportalen. 

Daten­ethik und Daten­si­cher­heit 

Die Daten­ethik­kom­mis­si­on der Bun­des­re­gie­rung hat ein Gut­ach­ten erstellt, das sich ins­be­son­de­re mit Algo­rith­men, KI und Big Data befasst. Betont wer­den unter ande­rem Mög­lich­kei­ten der Regu­lie­rung von algo­rith­mi­schen Sys­te­men. Das ULD for­dert — weni­ger banal als es zunächst klin­gen mag — die Bun­des­re­gie­rung als Auf­trag­ge­be­rin des Gut­ach­tens der Daten­ethik­kom­mis­si­on auf, die Inhal­te aus­wer­ten und in die wei­te­re Pla­nung ein­flie­ßen zu las­sen. In die­sem Zusam­men­hang moniert das ULD ein teils inkon­sis­ten­tes Agie­ren von Bund und Län­dern für /​ wider eine grund­wer­te­ori­en­tier­te, zukunfts­fä­hi­ge Digi­ta­li­sie­rung wie etwa Inhal­te in Gesetz­ge­bungs­ent­wür­fen, die „eine Kri­mi­na­li­sie­rung von Anbie­tern bestimm­ter daten­schutz­freund­li­cher Tech­ni­ken“ nahe­leg­ten. (§ 126a StGB). 

Man möch­te eine „Chan­ce auf bes­se­re Sicher­heit“ nicht ver­tan wissen. 

Die per Innen­mi­nis­ter­kon­fe­renz 2019-06 in Pla­nung gege­be­nen „Zugriffs­er­leich­te­run­gen“ auf Mes­sen­ger und Smart Home Anwen­dun­gen hält das ULD in die­ser Form für nicht grundrechtsvereinbar. 

Behör­den 

Die Lan­des­da­ten­schutz­be­hör­de Schles­wig-Hol­stein for­dert Behör­den und sons­ti­ge öffent­li­che Stel­len des Bun­des­lan­des auf, einen behörd­li­chen Daten­schutz­be­auf­trag­ten zu benen­nen und „mit den erfor­der­li­chen Res­sour­cen“ aus­zu­stat­ten,  sofern bis­lang nicht erfolgt. 

Hand­lungs­be­darf sah die Lan­des­da­ten­schutz­be­hör­de bei der Wei­ter­ent­wick­lung von IT-Ver­fah­ren der Lan­des­po­li­zei. Die­se müss­ten in der Lage sein, Aus­künf­te an Betrof­fe­ne „umfas­send und zeit­nah“ zu ertei­len. Unter dem Titel „Null Daten­pan­nen­mel­dun­gen im Poli­zei­be­reich?!“ pos­tu­liert die Lan­des­be­auf­trag­te für Daten­schutz Schles­wig-Hol­stein, „gesetz­li­che Pflich­ten müs­sen ernst genom­men wer­den.“ Auch für den Jus­tiz­be­reich gel­te, dass Mel­de­pflicht von Daten­pan­nen umfas­send zur Kennt­nis genom­men und umge­setzt wer­den sollte.

Schles­wig-Hol­stein und die Kom­mu­nen sei­en — mit Unter­stüt­zung des ULD — in der Ver­ant­wor­tung einer daten­schutz­kon­for­men Umset­zung des Onlinezugangsgesetzes. 

Fort­set­zung folgt ..

Ver­schlüs­se­lung — eine kur­ze Geschichte

Ver­schlüs­se­lung ist ein span­nen­des und in der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit grund­le­gen­des The­ma. Die Not­wen­dig­keit, unbe­rech­tig­ten Per­so­nen Infor­ma­tio­nen und Güter vor­zu­ent­hal­ten und gleich­zei­tig die posi­ti­ve Berech­ti­gung über ein (über)tragbares, erlern­ba­res Medi­um zu defi­nie­ren, ist so alt wie die Erfin­dung der Schur­ke­rei selbst.

κρυπτός, nein hier han­delt es sich nicht um ein Bei­spiel für Ver­schlüs­se­lung, son­dern nur um Grie­chisch :). Kryp­tos bezeich­net das Gehei­me. Falls Sie bei die­sem Begriff einen nega­ti­ven Bei­geschmack haben soll­ten, liegt das wahr­schein­lich dar­an, dass Inha­bern von Geheim­nis­sen ten­den­zi­ell nega­ti­ve Absich­ten zuge­spro­chen wer­den. Grund dazu gibt es aller­dings nicht. Denn die Gewin­nung von — ins­be­son­de­re per­so­nen­be­zo­ge­nen — Infor­ma­tio­nen wird zuneh­mend zur wert­volls­ten und lukra­tivs­ten Res­sour­ce. Und die gilt es mit einer ange­mes­se­nen Sorg­falt zu wah­ren. Was mit ein­mal offen­ge­leg­ten oder kom­pro­mit­tier­ten Infor­ma­tio­nen geschieht, ist dann meist nur noch eine Fra­ge der Nach­sor­ge. Eine siche­re Ver­schlüs­se­lung ist somit zu einem der wich­tigs­ten Weg­be­glei­ter unse­rer beruf­li­chen und pri­va­ten Per­sön­lich­keits­ent­fal­tung geworden.

Anfän­ge der Verschlüsselung

Altes chi­ne­si­sches Vor­hän­ge­schloss — Wiki­me­dia Commons

Schlüs­sel sind die ältes­te Form der Berech­ti­gungs­ver­ga­be. Bis heu­te wer­den sie zur phy­si­schen Zugangs- und Zutritts­kon­trol­le ein­ge­setzt. Häu­fig wer­den sie kom­bi­niert mit digi­ta­len Kodie­run­gen, die über eine Draht­losab­fra­ge vali­diert wer­den. Auch Maschinen(-funktionen) wie in Kraft­wer­ken und Schif­fen wer­den mit phy­si­schen Schlüs­seln frei­ge­schal­tet. Die Abbil­dung zeigt Schlüs­sel mit Schloss wie sie vor eini­gen tau­send Jah­ren in Chi­na ein­ge­führt wur­den. Für die ver­ba­le Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit — ein­schließ­lich der Über­win­dung gro­ßer Distan­zen — wur­den Dazu gehö­ren Insi­der- und Geheim­spra­chen. Die­se datie­ren mit­un­ter bis zu 2000 Jah­re zurück. Wie etwa Gelehr­ten-Dia­lek­te und Kauf­manns­spra­chen, bei denen ein­zel­ne Lau­te, Sil­ben und Phra­sen ent­we­der nach Sys­tem oder durch grup­pen­spe­zi­fi­sche Gewohn­hei­ten ersetzt wurden.

Kodie­run­gen und Kryptographie

Rotor-Schlüs­sel­ma­schi­ne

Mit zuneh­men­der Bedeu­tung des geschrie­be­nen Wor­tes stieg der Bedarf, die­se Infor­ma­ti­on zu schüt­zen. Zei­chen durch ande­re zu erset­zen nach einem spe­zi­fi­schen, für Ein­ge­weih­te nach­voll­zieh­ba­ren Sys­tem, wur­de in ver­schie­de­nen For­men kul­ti­viert. Jedem bekannt in unse­rem digi­ta­len Zeit­al­ter, fan­den Kodie­run­gen ins­be­son­de­re Ihre Anfän­ge in der stra­te­gi­schen Anwen­dung. Um dem Geg­ner kei­nen Ein­blick in die Pla­nun­gen zu geben und über wei­te Stre­cken Ent­schei­dun­gen mit­zu­tei­len, wur­den Code­sys­te­me wie etwa die Cäsar-Chif­fre im 1. Jahr­hun­dert v. Chr. ent­wi­ckelt. Chif­frier­schei­ben ab 1467 und Chif­frier­ma­schi­nen wie die abge­bil­de­te aus dem 20. Jahr­hun­dert ermög­lich­ten die ein­fach nach­voll­zieh­ba­re mecha­ni­sche Chif­frie­rung geschrie­be­ner Inhalte.

Tipp - In die­sem Kon­text sei eine nicht beson­ders bekann­te und den­noch geni­al ein­fa­che Ver­si­on der manu­el­len Ver­schlüs­se­lungs­hil­fe zu nen­nen. Die Pass­wort­kar­te. Die­se Lässt sich mit weni­gen Klicks selbst erstel­len und auch online gene­rie­ren. Anstel­le der Zei­chen des gewünsch­ten Pass­worts als sol­che müs­sen Sie sich ledig­lich Start­punkt, ggf. belie­big vie­le Abzwei­gun­gen und End­punkt mer­ken. Wenn Sie eine indi­vi­du­el­le Pass­wort­kar­te bei­spiels­wei­se zwei­mal aus­dru­cken und ein Exem­plar einem weit ent­fern­ten Gesprächs­part­ner über­mit­teln, kön­nen Sie mit die­sem sehr siche­re Pass­wort­ab­spra­chen für gemein­sa­me Pro­jek­te abspre­chen und müs­sen dabei nur opti­sche Ori­en­tie­rung erläutern.

Moder­ne Verschlüsselungen

Im Zuge der flä­chen­de­cken­den Wei­ter­ent­wick­lung der digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­on wur­de der erwar­tungs­ge­mä­ßen Nach­fra­ge der Ver­schlüs­se­lung im behörd­li­chen und cor­po­ra­te Bereich Rech­nung getra­gen. IBM grün­de­te Ende der 1960er Jah­re eine Arbeits­grup­pe, die sich erfolg­reich mit der Ent­wick­lung einer stan­dar­di­sier­ten Ver­schlüs­se­lungs­lo­gik befass­te. Die­se wur­de in den DES wei­ter­ent­wi­ckelt, eine sym­me­tri­sche Ver­schlüs­se­lungs­me­tho­de und Vor­läu­fer des heu­ti­gen AES. Die­se Block­chif­fre AES ist trotz eini­ger erfolg­reich durch­ge­führ­ter spe­zia­li­sier­ter Angriffs­ver­su­che bis heu­te einer der maß­geb­li­chen, tech­nisch und behörd­lich aner­kann­ten Verschlüsselungsstandards.

Der AES-Stan­dard wird auf Grund von Sicher­heits­ni­veau und Effi­zi­enz welt­weit ein­ge­setzt. Er gilt außer in Bezug auf volu­mi­nö­se bru­te force Angrif­fe als prak­tisch unknack­bar in Kom­bi­na­ti­on mit einem ent­spre­chend star­ken Pass­wort. Es wur­den sowohl diver­se auf die­ses Prin­zip auf­bau­en­de als auch unab­hän­gi­ge Ver­schlüs­se­lungs­al­go­rith­men ent­wi­ckelt wie RSA, MD5, IDEA, Tri­ple­DES und Blow­fi­sh sowie zahl­rei­che inzwi­schen offi­zi­ell kom­pro­mit­tier­te und unsi­che­re Stan­dards wie SHA.

Zwei zen­tra­le Aspek­te bil­den bei der Wis­sen­schaft der Ver­schlüs­se­lung wei­test­ge­hend gemein­sa­me Spe­zi­fi­ka: Die Zer­stü­cke­lung der Infor­ma­ti­on (wie zB. in Hash­funk­tio­nen), die dann einer sepa­ra­ten, seg­ment­wei­sen wie­der­hol­ten Chif­rie­rung zuge­führt wer­den kann. Und die Anrei­che­rung mit Mis­in­for­ma­ti­on wie zB. bei Salts, um die Iden­ti­fi­zie­rung der eigent­li­chen Infor­ma­ti­on zu erschweren.

Tipp — Sie kön­nen auch mit ein­fachs­ten Mit­teln AES-256 Ver­schlüs­se­lung auf Ihre zu schüt­zen­den Daten anwen­den. Hier­zu gibt es eini­ge soft­ware Lösun­gen wie das pro­mi­nen­tes­te Bei­spiel win­rar, das pri­vat im Rah­men einer kos­ten­freie Test­ver­si­on genutzt wer­den kann und auch im Fir­men­ein­satz über­schau­bar lizen­ziert wer­den kann. Zusam­men mit einem guten Pass­wort­kön­nen Sie sehr siche­re Datei­con­tai­ner her­stel­len und die­se dann per her­kömm­li­chem = unsi­che­rem mail Weg ver­sen­den. Das Pass­wort selbst natür­lich auf einem sepa­ra­ten Weg mit­tei­len wie tele­fo­nisch etc. 

Aus­blick der künf­ti­gen Verschlüsselung

Mit der zu erwar­ten­den Markt­er­schlie­ßung durch den kom­mer­zi­el­len Quan­ten­com­pu­ter, der vor gut einem Jahr offi­zi­ell prä­sen­tiert wur­de, gewinnt die Infor­ma­ti­ons­streu­ung in Aus­ga­be­wer­ten bei der Infor­ma­ti­ons­si­che­rung ins­be­son­de­re gegen bru­te force Angrif­fe eine essen­zi­el­le Rol­le. Statt ein­fach die Aus­gangs­in­for­ma­ti­on mit Algo­rith­men zu chif­frie­ren muss auch die Aus­ga­be­lo­gik inten­siv wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den, die bei­spiels­wei­se bei jedem ein­zel­nen Angriffs­ver­such ver­meint­lich ent­schlüs­selt und dabei fake Daten im exakt erwar­te­ten For­mat liefert.

Auch Mehr­fak­torau­then­ti­fi­zie­run­gen und auto­ma­ti­sche Sper­ren wer­den wei­ter an Gewicht im behörd­li­chen, cor­po­ra­te und pri­va­ten Bereich gewin­nen und soll­ten selbst­ver­ständ­lich bereits heu­te nach tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten ein­ge­setzt wer­den, was unse­res Erach­tens in der Pra­xis noch statt­li­ches Aus­bau­po­ten­zi­al hat 🙂

Online-Mel­de­for­mu­lar für Daten­pan­nen in Nordrhein-Westfalen

Die Lan­des­be­auf­trag­te für Daten­schutz und Infor­ma­ti­ons­frei­heit Nord­rhein-West­fa­len (LDI NRW) hat ein Online-Mel­de­for­mu­lar für Daten­pan­nen nach Art. 33 DSGVO auf die Web­sei­te der Behör­de gestellt.

Das Online-For­mu­lar löst das bis­he­ri­ge Mel­de­for­mu­lar für Daten­pan­nen ab. Neben der nun kom­for­ta­ble­ren elek­tro­ni­schen Erfas­sung und Über­mitt­lung erhält der Absen­der direkt nach Absen­den des For­mu­lars eine Ein­gangs­be­stä­ti­gung sowie das Akten­zei­chen der Mel­dung mit­ge­teilt. In Ver­bin­dung mit dem Akten­zei­chen und dem Datum der Mel­dung kön­nen im Anschluss bei Bedarf noch ergän­zen­de Mel­dun­gen zur Daten­pan­ne vor­ge­nom­men wer­den. Auch ein Export der Mel­dung im PDF-For­mat ist möglich.

Die Mel­de­pflicht ans das LDI NRW besteht für nicht-öffent­li­che Stel­len (Unter­neh­men, Ver­ei­ne) mit Sitz in Nord­rhein-West­fa­len nach Art. 33 Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung (DSGVO), sowie für öffent­li­che Stel­len (Behör­den, Kom­mu­nen) gege­be­nen­falls in Ver­bin­dung mit § 59 Daten­schutz­ge­setz NRW.

Das Online-For­mu­lar zur Mel­dung von Daten­pan­nen in Nord­rhein-West­fa­len fin­den Sie zusam­men mit einer FAQ und einer Anlei­tung zum Aus­fül­len auf der Web­sei­te des LDI NRW (direk­ter Link).

Daten­pan­ne bei HIPP — Name, Anschrift und Pass­wör­ter betroffen

Das Bonus­pro­gramm “Mein Baby­Club” des bekann­ten Baby­nah­rung­her­stel­lers HIPP wur­de online ange­grif­fen und erfolg­reich gehackt. Der Anbie­ter infor­miert der­zeit die Teil­neh­mer über den Sach­ver­halt, gibt jedoch kei­ne wei­te­ren Details bekannt. Laut den von HIPP ver­sand­ten Emails an Nut­zer des Pro­gramms wur­den Anfang Mai Unre­gel­mä­ßig­kei­ten im Ser­ver­be­trieb fest­ge­stellt. Die­se wür­den auf einen erfolg­rei­chen Hack hin­deu­ten, durch den Namen, Anschrif­ten, Geburts­da­ten, aber auch Pass­wör­ter von den Sys­te­men des Anbie­ters abge­zo­gen wur­den. Die zustän­di­ge Lan­des­da­ten­schutz­be­hör­de sei informiert.

Auf­la­gen durch das IT-Sicherheitsgesetz

Unab­hän­gig von der Ursa­che für die­sen Hack sind Web­sei­ten­be­trei­ber ver­pflich­tet, not­wen­di­ge Schutz­maß­nah­men zu ergrei­fen, um Daten vor unbe­rech­tig­ten Zugrif­fen zu schüt­zen. Für Web­auf­trit­te heißt es daher, sowohl den Web­ser­ver als auch die Con­tent Manage­ment Soft­ware oder das Shop Sys­tem stets mit aktu­el­len Updates und Sicher­heits­patches aus­zu­stat­ten. Ein regel­m­ßi­ger Blick in die Log­files zwecks Ana­ly­se auf Sicher­heits­ver­stö­ße kann eben­falls nicht schaden.

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