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März 31, 2010

Regie­rung will Über­wa­chungs­wild­wuchs am Arbeits­platz eindämmen

Die Schlag­zei­len der letz­ten Tage und Wochen waren geprägt von heim­li­cher Video­über­wa­chung am Arbeits­platz über das Aus­spä­hen von Tele­fon­da­ten bis hin zu Blut­tests von Bewer­bern und Mit­ar­bei­tern auf “Eig­nung” für die jewei­li­ge Tätig­keit. Der aus­ufern­den Neu­gier eini­ger Arbeit­ge­ber will die Bun­des­re­gie­rung nun wei­te­re Rie­gel vorschieben.

Das Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz weist im Arbeit­neh­mer­da­ten­schutz Lücken auf, die es lt. Bun­des­in­nen­mi­nis­ter Tho­mas de Mai­ziè­re durch den Gesetz­ge­ber zu schlie­ßen gilt. “Wir wol­len bestimm­te Schutz­lü­cken schlie­ßen”, beton­te er heu­te (31.03.2010) vor der Pres­se in Ber­lin. Dabei gilt es stets, die Ver­hält­nis­mä­ßig­keit zu wah­ren und die (oft berech­tig­ten) Inter­es­sen der Betrie­be nicht über­mä­ßig ein­zu­schrän­ken. “Natür­lich gibt es im Ein­zel­fall immer Abgren­zungs­pro­ble­me.”, so de Mai­ziè­re. Noch vor der nächs­ten Som­mer­pau­se will er dem Kabi­nett einen Gesetz­ent­wurf vorlegen.

Ein ursprüng­lich geplan­tes sepa­ra­tes Arbeit­neh­mer­da­ten­schutz­ge­setz scheint end­gül­tig vom Tisch. Geplant sind 14 ergän­zen­de Punk­te im Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz, wie die “Süd­deut­sche” heu­te abend online berichtet.

Update 17.05.2010:

Scoring Novel­le: Ihr gutes Recht — kos­ten­lo­se Aus­künf­te über gespei­cher­te Personendaten

Die sog. “Scoring Novel­le” des Bun­des­da­ten­schutz­ge­set­zes (BDSG), die ab mor­gen 01.04.2010 in Kraft tritt, spricht den Betrof­fen ein kos­ten­frei­es, jähr­li­ches Aus­kunfts­recht z.B. gegen­über Aus­kunftei­en zu — vgl. §34 BDSG “Aus­kunft an den Betroffenen”.

Die Aus­kunft über eige­ne per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten und den ermit­tel­ten Scoring­wert kann maxi­mal 1 x jähr­lich ein­ge­for­dert wer­den. Sie ist übli­cher­wei­se in Text­form zu ertei­len, sofern nicht eine ande­re Form der Aus­kunfts­er­tei­lung auf­grund beson­de­rer Umstän­de ange­mes­sen ist. Gro­ßer Vor­teil: die Aus­kunft muss ab 01.04.2010 kos­ten­frei für den Anfra­gen­den erfol­gen (Aus­nah­me: meh­re­re Anfra­gen pro Jahr). Bis­her waren Ent­gel­te für eine Selbst­aus­kunft üblich. Im Fal­le unzu­läs­si­ger oder unrich­ti­ger Daten­spei­che­rung oder der Not­wen­dig­keit zur Daten­kor­rek­tur oder Daten­lö­schung dür­fen eben­falls kei­ne Ent­gel­te erho­ben werden.

Der Ver­band der Ver­brau­cher­zen­tra­len hat zum Zweck der Aus­kunfts­an­fra­ge eine kos­ten­freie Lis­te von Aus­kunftei­en zusam­men­ge­stellt und bie­tet ein Mus­ter­an­schrei­ben zum Her­un­ter­la­den. “Ver­brau­cher soll­ten von ihrem Recht regen Gebrauch machen”, erklärt Gerd Bil­len, Vor­stand des Ver­brau­cher­zen­tra­le Bun­des­ver­ban­des (vzbv). “Die Aus­künf­te müs­sen laut Gesetz ein­zel­fall­be­zo­gen, nach­voll­zieh­bar und ver­ständ­lich sein. All­ge­mei­ne Aus­füh­run­gen und bun­te Bil­der rei­chen nicht aus. Ver­brau­cher soll­ten auf kla­re Aus­künf­te pochen”, so Billen.

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